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Addiko Bank rückt ins Visier von Investoren - NLB will übernehmen

16.05.2024, 11:48:00

NLB will bedeutenden Mehrheitsanteil und würde 20 Euro pro Aktie anbieten - Serbische Agri Europe will 17 Prozent-Aktienpaket nur noch für 16,24 Euro je Aktie kaufen

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Zusammenfassung, mehr Hintergründe, Details zum Kaufangebot der Agri Europe Cyprus
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Die Addiko Bank, die 2015 aus den
Hypo-Alpe-Adria-Balkanbanken hervorgegangen ist, hat in den
vergangenen Monaten für großes Interesse unter Investoren gesorgt.
Seit Jahresbeginn haben zwei Investoren aus Serbien Interesse an
einem größeren Aktienpaket des Instituts bekundet, nun will die
slowenische Bankengruppe NLB (Nova Ljubljanska Banka) die Bank
übernehmen. Sie bietet 20 Euro pro Aktie für eine "bedeutende
Mehrheitsbeteiligung" an der Addiko Bank an.
Am späten Mittwochabend hatte die NLB die Absicht bekanntgegeben,
ein freiwilliges Übernahmeangebot für die Addiko zu unterbreiten.
Bisher war die NLB nicht an der Addiko beteiligt. Die Übernahme
aller Anteile würde nach Angaben der slowenischen Wirtschaftszeitung
"Finance" rund 390 Mio. Euro kosten.
Den Slowenen gefällt das Geschäftsmodell der Addiko Bank. "Die
NLB ist beeindruckt von der Entwicklung der Fähigkeiten der
Addiko-Gruppe als spezialisierte Bank für Privatkunden sowie Klein-
und mittelständischen Betriebe (KMU). Wir glauben, dass diese
Fähigkeiten das universelle Bankenmodell der NLB sinnvoll ergänzen
würden", betonte der NLB-Chef Blaž Brodnjak in einer Mitteilung auf
der Webseite der Laibacher Börse. Die Übernahme würde der NLB-Gruppe
einen größeren Geschäftsumfang in vier Ländern, in denen sie bereits
präsent ist (Slowenien, Serbien, Bosnien und Herzegowina und
Montenegro), verschaffen sowie den Zugang zum kroatischen Markt
ermöglichen, hieß es.
Der Angebotspreis von 20 Euro je Aktie entspricht den Angaben von
NLB zufolge einer Prämie von 22,15 Prozent auf den
volumengewichteten Sechsmonatsdurchschnittskurs vor dieser
Bekanntmachung. Er entspricht einer Prämie von 4,99 Prozent im
Vergleich zum Börsenschlusskurs vom 15. Mai, dem letzten Handelstag
vor der Ankündigung der NLB. Am Donnerstagvormittag notierte die
Aktie der Addiko Bank an der Wiener Börse bereits bei 20,00 Euro und
einem Plus von 4,99 Prozent.
Die Addiko Bank reagierte auf die Ankündigung nur mit einem sehr
knappen Kommentar. Sie nehme die Übernahmeabsicht "zur Kenntnis" und
sei mit der slowenischen Bank vor der Ankündigung in Kontakt
gewesen. Nach der Veröffentlichung der Angebotsunterlagen durch die
NLB wolle die Addiko eine Äußerung dazu abgeben, teilte die Bank
mit.
Großes Interesse an der Addiko Bank kommt aber nicht nur aus
Slowenien, sondern auch aus Serbien. Bereits im März hatte die Agri
Europe Cyprus - eine Finanzholdinggesellschaft, die dem serbischen
Geschäftsmann Miodrag Kostic zugerechnet wird - angekündigt, ein
Aktienpaket von bis zu 17 Prozent an der Addiko Bank erwerben zu
wollen. Damals war von einem Preis von 17,50 Euro je Aktie die Rede,
in dem heute veröffentlichten Übernahmeangebot liegt der Kaufpreis
jedoch nur noch bei 16,24 Euro je Titel. Nach wie vor sollen bis zu
3,3 Mio. Aktien erworben werden. Die Annahmefrist für die Offerte
läuft bis 27. Juni. Bereits erfolgt ist der ebenfalls im März
angekündigte Kauf des Addiko-Aktienpakets in Höhe von 9,99 Prozent
bzw. 1,95 Mio. Aktien von der Infenity Management Limited.
Die serbische Alta Pay, die ebenfalls bereits mit knapp 10
Prozent an der Addiko Bank beteiligt ist, strebt indessen eine
Aufstockung ihres Anteils an. Über Optionsverträge, die die Bank mit
anderen Aktionären der Addiko abgeschlossen hat, könnte Alta Pay
ihren Anteil auf knapp unter 30 Prozent erhöhen, wie Anfang April
bekannt geworden war. Dafür müssen vorher aber noch die nötigen
regulatorischen und fusionskontrollrechtlichen Genehmigungen
eingeholt werden.
Neben den beiden serbischen Anteilseignern zählen noch die DDM
Invest aus der Schweiz (9,90 Prozent), die Wellington Management
Group (8,85 Prozent) und Brandes Investment Partners (5,07 Prozent)
aus den USA, Dr. Jelitzka + Partner (6,88 Prozent) und Winnegg
Realitäten (6,73 Prozent) aus Österreich, RWC Asset Management (4,93
Prozent) aus Großbritannien und die Europäische Entwicklungsbank
EBRD (8,40 Prozent) zu den wichtigsten Eigentümern der Bank.
Die Addiko Bank mit Sitz in Wien ist 2015 aus den
Hypo-Alpe-Adria-Balkanbanken hervorgegangen und notiert seit 2019 an
der Wiener Börse. Das Institut ist über ihre Töchter in Kroatien,
Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro tätig.
Die NLB-Gruppe, die zu 25 Prozent im Besitz des slowenischen Staates
ist, ist in Slowenien, Nordmazedonien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo,
Montenegro und Serbien tätig. Sie hat 2,9 Millionen Kunden, fast
8.000 Mitarbeiter und 408 Filialen. Die Bilanzsumme der Gruppe
belief sich Ende März auf knapp über 26 Mrd. Euro.
Kroatien ist das einzige Land in der Region, in dem die NLB noch
nicht vertreten ist. Die Großbank versucht seit vielen Jahren, in
diesen Markt einzutreten, konnte dies jedoch aufgrund der
Streitigkeiten zwischen Slowenien und Kroatien nach dem Zerfall
Jugoslawiens und der Schulden der kroatischen Niederlassung ihrer
Vorgängerin, der einstigen Ljubljanska Banka, bei kroatischen
Sparern nicht tun.
Die Analysten der Erste Group sind nicht überrascht von dem
Übernahmeangebot der NLB und sehen es als "positive Entwicklung für
den Bankensektor in der Region", in der es derzeit eine laufende
Konsolidierung im Bankensektor gebe. Dass die NLB ihre Rolle als
Käufer fortsetze, sei zu erwarten gewesen, heißt es in einem Report
vom Donnerstag.
bel/nr/tsk
 ISIN  AT000ADDIKO0
 WEB   https://www.addiko.com/


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