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RBI-Chef sieht Strabag-Deal auf Schiene - Kein Zeitpunkt für Vollzug

04.04.2024, 17:21:00

Strobl bei der Hauptversammlung: Transaktion ist zulässig und möglich - Zeitpunkt für Vollzug offen - Kritische Fragen zu Russland-Exposure

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Die Hauptversammlung der Raiffeisen Bank
International (RBI) ist am Donnerstag im Zeichen des geplanten
Strabag-Russland-Deals gestanden. CEO Johann Strobl sieht die
Transaktion, mit der das Institut eingefrorene Gewinne aus Russland
holen will, auf Kurs. "Wir glauben weiterhin, dass eine derartige
Transaktion zulässig und möglich ist." Der Deal wäre ein
"Zwischenschritt" mit Blick auf den Abbau des Engagements in dem
Land. Einen Zeitpunkt für den Vollzug nannte er nicht.
Die Bank hatte im Dezember angekündigt, über ihre russische
Tochter 28,5 Millionen Aktien des österreichischen Baukonzerns
Strabag erwerben zu wollen. Zuletzt wurde dieses Aktienpaket von der
russischen MKAO Rasperia Trading gehalten, die vom mit Sanktionen
belegten russischen Oligarchen Oleg Deripaska kontrolliert wird. In
der Vorwoche wurde Rasperia an einen russischen Investor namens
Iliadis verkauft, der nach Angaben der Bank nicht sanktioniert ist.
Geht es nach der RBI, sollen die Anteile von der russischen Tochter
erworben und dann als Sachdividende an die Konzernmutter in Wien
übertragen werden.
In Bezug auf den Verkauf von Rasperia an die Illiadis sagte
Strobl eingangs, dass nun zu überprüfen sei, "in welcher Form diese
Transaktionen stattgefunden haben". Generell sei er weiter der
Überzeugung, dass bei dem möglichen Deal bzw. dem geplanten Erwerb
der Strabag-Aktien alle sanktionsrechtlichen Vorschriften
eingehalten werden.
Ursprünglich hätte die Transaktion im ersten Quartal 2024
abgeschlossen werden sollen. Wann es nun soweit sein könnte, ist
nach Angaben des CEOs offen. "Je früher, desto besser", so Strobl.
Noch vor der Rede Strobls hatte am Donnerstagvormittag der
RBI-Aufsichtsratsvorsitzende Erwin Hameseder das Wort ergriffen. Er
bekräftigte die Solidarität der RBI mit der Ukraine in ihrem Kampf
gegen Russland und hob die Leistungen der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter bei der ukrainischen RBI-Tochter hervor, die ihre Arbeit
unter widrigsten Bedingungen verrichten würden.
Der Krieg bedeute auch für die RBI "eine offene Wunde".
Gleichermaßen stehe mit Blick auf das Russland-Geschäft für das
Geldhaus das Prinzip der Schadensminimierung im Vordergrund. Der
Rückzug sei "kein Sprint, sondern ein Hindernislauf mit gewaltigem
Gegenwind", betonte er und verwies auf eine bereits erfolgte
Reduktion der Geschäftstätigkeit in Russland. Der Vorstand müsse
auch weiter mit Bedacht vorgehen, befand Hameseder.
Für die Aktionärinnen und Aktionäre rückte diesbezüglich der
geplante Strabag-Deal in den Fokus. Während einige Anteilseigner in
ihren Wortmeldungen den Schritt begrüßten, äußerten andere Bedenken
und formulierten dazu kritische Gedanken in Richtung des Vorstands.
So argwöhnte einer der Aktionäre etwa, ob es sich dabei nicht "um
eine fantasievolle Umgehung der Sanktionen" handle. Wiederum andere
hinterfragten das Russland-Engagement generell: So fragte eine
Aktionärin, was es angesichts der russischen Aggression denn noch
brauche, damit die Raiffeisen dem Land den Rücken kehre. Gefordert
wurde dies auch von Demonstrierenden am Rande der Hauptversammlung.
Strobl replizierte sinngemäß, dass niemandem gedient sei, wenn
die Bank ihre Russland-Tochter verschenke. Für einen kompletten
Ausstieg aus Russland fehle es außerdem an entsprechenden
Genehmigungen. Wie Hameseder betonte der RBI-Chef, dass man den
russischen Angriffskrieg verurteile.
In der Generaldebatte wollte einer der Aktionäre außerdem wissen,
ob Strobl vor dem Hintergrund des Strabag-Deals in Washington
vorstellig geworden sei. Das sei nicht der Fall, er bestätigte
allerdings, dass ein RBI-Expertenteam vor Ort mit den relevanten
Behörden Kontakt aufgenommen und die Details der Transaktion
besprochen habe. Einen direkten Konnex zu den USA gebe es bei der
Transaktion ohnehin nicht. So sei keine US-Partei direkt involviert,
außerdem erfolge keine Dollarzahlung, sagte Strobl zur Begründung.
Zur Sprache kam auch das Thema Signa, an welche die RBI
bekanntlich Kredite vergab. Einer der Aktionäre fragte, ob
Ex-RBI-Chef Karl Sevelda, zuletzt Aufsichtsrat bei der Signa-Prime,
direkt Darlehen vermittelt habe und dafür Provisionen seitens der
RBI erhielt. Strobl verneinte das: "Karl Sevelda spielt seit seinem
Ausscheiden in Kundenrelationen keine Rolle."
Auch Stiftungen im Nahverhältnis zu Signa seien nicht finanziert
worden, ergänzte Risikovorstand Hannes Mösenbacher. Generell habe
die RBI ihr Exposure im kriselnden Immobiliensektor zuletzt spürbar
reduziert.
tpo/pro
 ISIN  AT0000606306
 WEB   http://www.rbinternational.com/


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen