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Zirkular statt linear

Christian Sec. | Börsen-Kurier

Die Industrie entwickelt immer neue Systeme zur Erhöhung der Recyclingrate.

Die europäische Wirtschaft ist noch stark linear geprägt. Nur 12 % der verwendeten Roh- und Sekundärstoffe kommen wieder in den Wirtschaftskreislauf. Nun will aber die Industrie ihre Schlagzahl im Bereich der Kreislaufwirtschaft erhöhen. Die Lenzing Gruppe und Renewcell, ein Textil-Recycling-Pionier aus Schweden, haben im Dezember eine mehrjährige Liefervereinbarung unterzeichnet. Die Vereinbarung beinhaltet den Verkauf von 80.000 bis 100.000 Tonnen des zu 100 % recyceltem Circulose-Textilzellstoffs an Lenzing in den nächsten fünf Jahren. Der recycelte Zellstoff wird in der Produktion von Lenzing Cellulosefasern für Bekleidung und andere textile Anwendungen verwendet. „Wir wissen, dass der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft von entscheidender Bedeutung ist, um das Problem der enormen Mengen an Textilabfällen zu bewältigen“, so Christian Skilich, Chief Pulp Officer der Lenzing Gruppe. 

Innovation beim Recycling

Der Erdölkonzern OMV hat mit ReOil eine Technologie entwickelt, der den Kreislaufgedanken in vier unterschiedlichen Dimensionen denkt. Dabei spielt neben der klassischen Wiederverwendung, das mechanische und chemische Recycling von Kunststoff-Abfällen eine zentrale Rolle. Hierfür baut die OMV in der Raffinerie Schwechat gerade eine Anlage mit einer Kapazität von 16.000 Tonnen pro Jahr. Die Anlage soll dieses Jahr in Betrieb gehen. Bis Ende 2026 soll die Verarbeitungskapazität auf bis zu 200.000 Tonnen pro Jahr ausgebaut werden. Die OMV nutzt auch das durch Pflanzen gespeicherte CO2, z. B. in Form von gebrauchtem Speiseöl als nachhaltigen Treibstoff und als Rohstoff für die chemische Industrie. So produziert der Konzern seit März dieses Jahres nachhaltigen Flugzeugtreibstoff. Der größte Kreislauf, den die OMV etablieren will, der jedoch erst in der Entwicklungsphase ist, ist die direkte Nutzung von emittiertem CO2, das bei industriellen Produktionsprozessen freigesetzt wird. 

Gemeinsam mit einem niederländischen Urban-Mining-Spezialisten hat der Ziegelhersteller Wienerberger den kreislauforientierten Vormauerziegel im Vorjahr auf den Markt gebracht. Für die Produktion greift Wienerberger auf Ton zurück und verarbeitet dabei 20 % keramische Restmaterialien, die aus Abbruchhäusern gewonnen werden, diese werden gemahlen und dem Basisrohstoff Ton beigemischt. 

Beim Anlagenbauer Andritz werden bereits rund zwei Drittel des Abfalls recycelt. Ziel des Unternehmens ist es, im Bereich der Zellstofffabriken keinen Abfall mehr zu produzieren. Der Geschäftsbereich Pulp & Paper bietet Second-Hand-Anlagen an, um Ressourcen zu schonen. „Durch das Refurbishing können so Lieferengpässe ausgeglichen werden“, erklärt Michael Buchbinder, Head of Group Finance, Sprecher von Andritz.
Reparatur statt Ersatzteile

Die Versicherungsindustrie gilt als Hebel zur Förderung der Kreislaufwirtschaft. Vor allem im Kfz-Bereich werden Anstrengungen gesetzt, um die Reparaturquote bei versicherten Schäden zu erhöhen. „Würde man in Deutschland die Reparaturquote nur um 2 %-Punkte erhöhen, ließen sich rund 5.000 Tonnen CO2 einsparen, das entspricht dem jährlichen Energieverbrauch von 860 Haushalten“, sagte Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer vom Allianz Zentrum für Technik, während des Allianz-Autotages. Das Problem sei jedoch: Während die Reparatur bei einigen Autoteilen erlaubt ist, wird die Instandsetzung bei anderen Teilen von den Autoherstellern nicht zugelassen, was den Kunden finanziell belastet und die Umwelt schädigt, so Lauterwasser. 

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