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Was die Zinswende Bondanlegern bringt

Raja Korinek | Börsen-Kurier

Vor allem kurz laufende Anleihen könnten derzeit interessant sein.

Die jüngste Sitzung der US-Notenbank sorgte einmal mehr für Schlagzeilen. Denn da wurden die Zinsen erneut um 0,75 %-Punkte angehoben, womit der US-Leitsatz in einer Spanne von 3 bis 3,5 % liegt. Dabei stellte Fed-Chef Jerome Powell klar, dass weitere Anhebungen notwendig sein würden, um die Inflation zu bekämpfen. Zugleich wurden auch noch die Wirtschaftsprognosen für das laufende Jahr auf ein mageres Plus von 0,2 % gesenkt. 

Doch wie könnte es mit den Zinsen heuer weitergehen? Dazu liefert Peter Lechner, Fondsmanager bei der DJE Kapital AG, eine Einschätzung: Auf der nächsten Sitzung könnten die Zinsen nochmals um 0,75 %-Punkte angehoben werden, danach um rund 0,4 %-Punkte, „je nach Konjunkturentwicklung“.

Löhne als Inflationstreiber

Lechner verweist gegenüber dem Börsen-Kurier auch auf die unterschiedlichen Inflationstreiber zwischen den USA und der Eurozone. „Sie wird in den USA von den starken Lohnzuwächsen kräftig angetrieben.“ Auch die steigenden Kosten für das Wohnen spielen eine gewichtige Rolle. Der Einfluss der Energiekosten sei demgegenüber geringer, da die USA reichlich Öl- und Gasvorkommen haben. Lechner verweist aber noch auf einen weiteren Auslöser. So sei die US-Sparquote stark gesunken. Während der Pandemie war sie auf rund 20 % gestiegen, da Konsumenten kaum Möglichkeiten hatten, ihr Geld auszugeben. Die Quote ist nun auf 5 % gesunken, ein Umstand, der den Konsum - und damit die Inflation - ankurbelt. 

„Die Teuerung in Europa wird demgegenüber von steigenden Energiepreise stark angeheizt“, betont Lechner. Er meint auch, die EZB hinke mit den Zinsanhebungen noch deutlich hinten nach. Derzeit liegt der Leitzins erst bei 1,25 %, und das bei einer Inflation von 9,1 % im August im Jahresvergleich. Sein Fazit fällt deutlich aus: „Die EZB muss handeln.“ 

US-Dollar im Vorteil

Der große Zinsunterschied zwischen den USA und der Eurozone ist im Übrigen der Grund, weshalb Lechner - er ist auch Co-Fondsmanager des „DJE Short Term Bond Fund“ (ISIN: LU0159549814) - derzeit eher Anleihen aus den USA für das Portfolio bevorzugt. Obendrein liegt der Fokus des Fonds auf Anleihen mit kürzeren Laufzeiten. Das hat folgenden Vorteil: Solche Papiere schwanken meist weniger als länger laufende Anleihen. Schließlich werden sie früher fällig, das Geld kann dann umso rascher in neue, höher verzinste Papiere investiert werden.

Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Ergeben sich kurzfristige Kaufchancen auch bei länger laufenden Bonds, werden diese ebenso genutzt, betont Lechner. Solche Gelegenheiten wurden etwa bei einer US-Staatsanleihe mit einer Restlaufzeit von rund acht Jahren sowie einem italienischen Staatsbond mit einer Restlaufzeit von rund zehn Jahren genutzt, nachdem die Kurse solcher Papiere zuletzt stark gesunken waren. 

Die durchschnittliche Restlaufzeit liegt im Fonds jedoch bei nicht einmal einem Jahr. Denn ein Teil des Vermögens wird auch in Kasse gehalten. Knapp 52 % des Fonds sind zudem in öffentliche Emissionen investiert, rund 45 % in Unternehmensanleihen. 

Auf den US-Zinssatz setzen

Anleger, die etwa rein auf die Entwicklung des US-Leitsatzes setzen wollen, können dies mit dem „Xtrackers Fed Funds Effective Rate Swap UCITS ETF“ (LU0321465469) tun. Der ETF profitiert von Zinsanhebungen jenseits des Atlantiks. Obendrein kommt Anlegern aus dem Euroraum der steigende US-Dollar zugute. Dieser Aspekt kann jedoch ins Negative drehen, wenn der Euro wieder steigen sollte.


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