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Optimismus und Sorgen

Christian Sec. | Börsen-Kurier

Trotz eintrübender Wirtschaft heben viele Unternehmen ihre Prognosen an.

Die Industrie zeigte im dritten Quartal eine doch beeindruckende Widerstandskraft und blickt daher weiterhin positiv in die Zukunft. 

Noch im Vorquartal erwartete der Stahlkonzernvoestalpine ein Ebitda für das Geschäftsjahr 2022/23 von 2 Mrd. EUR. Durch die Ergebnisentwicklung im 1. Halbjahr 2022/23 wurde der Ausblick auf das Ebitda auf 2,3 bis 2,4 Mrd. EUR nach oben revidiert. Die größte Herausforderung sieht der Vorstand des Konzerns in der zweiten Hälfte der Berichtsperiode in Europa, wohingegen der Abschwung in Nordamerika in den nächsten Monaten noch überschaubar bleiben sollte. Die globale Aufstellung des Konzerns sollte in der erwarteten Konjunkturabkühlung im zweiten Geschäftshalbjahr jedenfalls ergebnisstützend wirken. 

Auch der Baustoffhersteller Wienerberger erhöht seine Erwartungen für das Geschäftsjahr 2022 für das Ebitda auf 950 bis 970 Mio. EUR. Im zweiten Quartal lag die Prognose für 2022 noch bei 900 Mio EUR (2021: 694,3 Mio. EUR). Im Neubau- und Infrastruktursektor wird zwar ein Rückgang von 10 bis 12 bzw. 5 % prognostiziert, gleichzeitig erwartet Wienerberger aber eine stabile Nachfrage im Renovierungsbereich getrieben durch die CO2-Ziele im Rahmen des EU-Green Deals.

Der Kartonhersteller Mayr-Melnhof verzichtet auf eine genaue Ergebnisprognose. Allerdings sieht sich das Unternehmen bei einem möglichen Abschwung der Wirtschaft resilient, weil man, laut eigenen Aussagen, von den nichtzyklischen Absatzmärkten profitiert, die sich auf Produkte des täglichen Bedarfes konzentrieren. Trotzdem geht Mayr-Melnhof Karton infolge des anhaltenden Lagerabbaus weiterhin von selektiven Stillständen aus, vor allem im Bereich Board & Paper. 

Auch beim Maschinenbauer Andritz ist man weiterhin guter Dinge. So erwartet der Anlagenbauer nicht, dass sich die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten signifikant negativ auf die Projekt- und Investitionstätigkeit auf die von ihm bedienten Märkte und Kunden auswirken. Daher geht man in Graz unverändert von einem Anstieg sowohl bei Ebitda als auch beim Konzernergebnis aus. 

Ergebnisprognose ausgesetzt

Aber es gibt auch Branchen, in denen das wirtschaftliche Umfeld den Optimismus trübt. So setzte der Textilhersteller Lenzing seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022 bereits am 19. September aus. Nach dem Halbjahresergebnis waren die Aussichten des Konzerns noch von Optimismus geprägt und ein deutlicher Anstieg des Ebitda gegenüber 2021 in Aussicht gestellt worden. Mit einem Rückgang des Ebitda von 11,6 % in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr scheint dieses Ziel in weite Ferne gerückt. Insbesondere der Nachfragerückgang nach Textilien bereitet der gesamten Textilbranche Sorgen. Sinkende Weltmarktpreise für Textilien gehen einher mit extremen Entwicklungen an den globalen Energie- und Rohstoffmärkten. Vor diesem Hintergrund hat der Lenzing-Vorstand ein Programm zur Reorganisation und Kostensenkung aufgesetzt, welches nach vollständiger Implementierung annualisiert mindestens 70 Mio EUR an Kosten einsparen soll. 

Auch der Leiterplattenhersteller AT&S revidiert seine Umsatzerwartungen angesichts der Eintrübung im Marktumfeld um einen mittleren einstelligen Prozentsatz unter die bisherigen Erwartungen von 2,2 Mrd. EUR. Die bereinigte Ebitda-Marge soll jedoch unverändert zwischen 27 und 30 % zu liegen kommen. Positive Treiber bleiben der Mobilfunkstandard 5G sowie das Modulleiterplattensegment. Auch bei Industrial und Medical erwartet AT&S weiterhin eine positive Entwicklung.

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