Jens Korte | Börsen-Kurier
Es sind turbulente Zeiten. Der S&P 500 Index hat gerade die schwächsten vier Wochen seit Oktober 2022 hinter sich. Die Wall Street hat in diesem Zeitraum rund 5 Billionen US-Dollar an Marktwert eingebüßt. Nur noch mal zur Erinnerung, was im Herbst 2022 passiert ist: Das war die Zeit der massiven Zinserhöhungen der Notenbank. 2023 folgte der KI-Hype, der vor allem eine gute Handvoll Tech-Aktien durchstarten ließ. Vergangenes Jahr fing die Fed an, die Zinsen zu senken. Zeitgleich vermied die US-Wirtschaft eine Rezession. Und jetzt?
Der S&P 500 Index war kürzlich rund 10 % vom Hoch, das am 19. Februar erreicht wurde, gefallen. Ein Abschlag um mehr als 10 % markiert eine Korrektur. Der Nasdaq Composite war zwischenzeitlich mehr als 14 % vom jüngsten Hoch entfernt. Der Russell 2000 verlor zuletzt zeitweise sogar rund 19 %. Ab einem Abschlag von
20 % schlittert die Wall Street in einen Bärenmarkt. Allein die „Magnificent 7“ haben innerhalb von drei Wochen rund 2,7 Billionen US-Dollar an Marktwert verloren.
Goldman Sachs war die erste große Bank, die nun das Kursziel für den S&P 500 gedrosselt hat. Danach wird das breite Börsenbarometer in diesem Jahr nicht 6.500 sondern „nur“ 6.200 Punkte erreichen. Das wäre allerdings immer noch eine neue Rekordmarke. Also so richtig besorgt scheint die Wall Street noch nicht zu sein. Übrigens begründet Goldman die etwas vorsichtigere Prognose mit Zöllen. Diese würden potenziell die Gewinne der Unternehmen stutzen. Jede Zollerhöhung um 5 %-Punkte würde die Gewinne der im S&P 500 Index notierten Unternehmen um 1 bis 2 % schmälern.
Der große Zolltag, der 2. April, liegt noch vor uns. Wer weiß, ob Donald Trump noch schwach wird. Derzeit sieht es nicht danach aus. Der Präsident scheint wild entschlossen zu sein, eine vorübergehende Schwächephase in Kauf zu nehmen. Doch es geht ja nicht nur um das leidige Zollthema. Dass vor allem auch Tech-Aktien stark fallen, zeigt, dass sich die Wall Street die Frage stellt, ob die Bewertungen überzogen sind? Etwa das Geschäft mit China gestaltet sich für viel „Techies“ schwierig. Apple räumte zudem ein, dass die großen KI-Fortschritte länger auf sich warten lassen als vom Markt erwartet. Und Tesla leidet derzeit unter den Image-Problemen von Elon Musk. Wir erleben gerade nicht das Platzen einer Blase wie vor 15 Jahren. Aber möglicherweise ist der Ballon angepickt. Und langsam, aber stetig entweicht die Luft. Was kann das Loch stopfen? Steuersenkungen, Zinssenkungen oder ein Ende der Zolldebatte wären als Katalysatoren denkbar. Allerdings sieht es in absehbarer Zeit nicht unbedingt danach aus.
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