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Marktanalyse: Ausblick Russland 2018

Andreas Schwabe

Das Jahr 2017 ist für Russlands Wirtschaft besser verlaufen als erwartet. Gingen Marktteilnehmer zu Jahresbeginn noch von einem Wirtschaftswachstum von etwas über 1 % aus, so werden inzwischen knapp 2 % Wirtschaftswachstum für das heurige Jahr erwartet. Für 2018 prognostizieren wir ebenfalls zwischen 1,5 % und 2 %. Wir erwarten eine weitere Erholung des privaten Konsums und eine Belebung der Investitionstätigkeit  ausgehend von einem niedrigen Niveau. Dieses Jahr wird das Haushaltsdefizit bei etwa 2.0 % bis 2,5 % des Bruttoinlandsprodukts liegen; für die folgenden Jahre ist eine Reduktion auf 1,3 % (2018) und 0,8 % (2019-2020) geplant.

Auf Seiten der Geldpolitik hat die russische Zentralbank ihr Inflationsziel für 2017 mehr als erfüllt.  Wahrscheinlich ist ein Wiederanstieg der Inflation auf mindestens 4 % in den kommenden Monaten. Die im Zuge der Krimkrise und dem Konflikt in der Ukraine eingeführten Sanktionen und Gegensanktionen werden wohl auch 2018 fortbestehen. Allerdings schätzen wir die direkten negativen Effekte auf die Konjunktur als gering ein.

Politisch stehen 2018 die Präsidentschaftswahlen im März im Fokus. Es wird erwartet, dass Präsident Wladimir Putin weiterhin das Präsidentenamt bekleiden wird. Große Wirtschaftsreformen sind nicht zu erwarten. Allerding können notwendige Reformen, wie eine Rentenreform, nicht unbegrenzt verschoben werden und sollten in der nächsten Legislaturperiode angepackt werden. Der bereits begonnene Generationenwechsel von Kadern in der Staatsbürokratie wird sich fortsetzten, so dass sich die Anzahl von jüngeren "Staatsmanagern" erhöhen wird.

Weiterhin bestehende strukturelle Schwächen, etwa der mangelnde Grad an wirtschaftlicher Diversifizierung, ein niedriges Produktivitätswachstum, zusammen mit einem schrumpfenden Arbeitskräftepotential und den bestehenden Sanktionen dürften das Trendwachstum der russischen Wirtschaft in den kommenden Jahren begrenzen. 


Autor: 
Mag. Andreas Schwabe, CFA
Raiffeisen Bank International
6. Dezember 2017

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.