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Analyse: Wie ist das freundliche Börsenumfeld einzuschätzen?

Mag. Bernhard Ruttenstorfer

Seit Jahren bestehende Aufwärtstrends haben sich auch im Jahr 2017 fortsetzen können – zumindest bis Ende November. S&P500, Nasdaq Composite, DAX, Hong Kong Hang Seng Index, Nikkei 225 oder ATX. Die meisten Märkte profitieren vom attraktiven Umfeld für Unternehmen. Das globale Wirtschaftswachstum bleibt freundlich – und vor allem, es wird durch eine hohe Anzahl an Staaten getragen. Da konnten/sollten selbst makropolitische Ereignisse wie Reduktion expansiver Geldpolitik (Fed und EZB werden hier konkrete, wenn auch sehr vorsichtige und bedachte Schritte setzen), politische Spannungen aller Art ausgelöst durch neue Initiativen (Ankündigungen und Taten aus Nordkorea – wechselnde Reaktionen aus den USA), neue ambitionierte Führung in Saudi Arabien oder auch Ereignisse innerhalb der USA (NAFTA Reform, Steuerreform und Gesundheitsreform) nicht zu einer Umkehrung an den Börsen führen. Nachrichten aus dieser Richtung haben in den vergangenen Jahren höchstens zu weiteren Kaufgelegenheiten geführt. Das Makroumfeld und unternehmensseitig waren/sind die fundamentalen Daten positiv und bieten Unterstützung.

Welche Gründe könnte es unter anderem für mögliche Kursrückgänge an den Aktienmärkten geben?

  • Steigende Zinsen? Für 2018 als Korrekturauslöser eher unwahrscheinlich, da Zinsschritte sehr vorsichtig gesetzt werden.
  • Verlangsamtes Gewinnwachstum? Anziehende Kosten (steigende Löhne, Energie- und Rohstoffpreise) könnten Druck auf Gewinnmargen erhöhen.
  • Politische Ereignisse? Überraschungen sind hier immer möglich. Marktbewegende Nachrichten könnten aus den USA kommen (möglicherweise unterschätzt der Markt potentielle Konsequenzen aus den Untersuchungen möglicher Wahlbeeinflussung durch Russland). Bei der Steuerreform wird sich wohl eine „marktfreundliche“ Einigung in den nächsten Quartalen finden lassen (Mid-term Elections stehen im Herbst 2018 an)

Was bedeutet das für den österreichischen Aktienmarkt? 

  • Steigende Zinsen: Im ATX nehmen Finanzwerte zirka 35% des Indexgewichts ein. Und diese gelten allgemein als Profiteure steigender Zinsen. Für Immobilienwerte könnte dies jedoch zu Nachteilen führen.
  • Verlangsamtes Gewinnwachstum: Der Kostendruck könnte auch bei den heimischen Unternehmen (vor allem Industriewerte) in den Vordergrund treten. Andererseits profitieren Grundstoff- und Energiesektor von höheren Rohstoffpreisen.
  • Politische Ereignisse: Die Unternehmen aus Österreich, die regional konzentriert aufgestellt sind, konzentrieren sich tendenziell auf Europa. Global agierende Unternehmen aus dem Inland müssen mit einem gewissen politischen Risiko leben, bzw. haben jedoch auch in der Vergangenheit auf ihr robustes Geschäftsmodell verweisen können.

Natürlich sollte man mögliche Risiken nicht aus den Augen verlieren, jedoch gibt es weiterhin zahlreiche Argumente für ein freundliches Marktumfeld.


Autor:
Mag. Bernhard Ruttenstorfer, CPM
Senior Fondsmanager
ERSTE-SPARINVEST KAG
29. November 2017

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.