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Mehr als nur Profite

Harald Kolerus|Börsen-Kurier

Nachhaltige Investments sind gekommen, um zu bleiben. 

Wie erreichen Anleger eine positive Wirkung auf Mensch und Umwelt - wie erwirtschaftet man dabei Rendite? Diese Fragen diskutierten Schroders-Expertinnen in einer internationalen Online-Konferenz.

„Menschen wollen immer weniger solche Produkte kaufen und auch nicht in Jobs arbeiten, in deren Umfeld Schaden für Gesellschaft sowie Ökologie entsteht. Dieser Gedanke setzt sich bei Investments fort“, so Kate Rogers, Head of Sustainability bei Schroders Wealth Management.

Gewinnen mit den „3 Ps“

Sie meint, dass Anleger über die Profitebene hinausdenken und ihre Investments nicht nur durch die „zweidimensionale Linse von Risiko und Rendite“ betrachten sollten: „Als dritte Dimension kommen die Auswirkungen des Kapitaleinsatzes hinzu - der positive Impact auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.“ Rogers zeichnete hier das Bild eines Drei-Säulen-Modells von „Planet, People und Profits“

„Die 3 Ps haben sich bereits etabliert und sind gekommen, um zu bleiben. Was die Profite betrifft, so hat sich gerade im Zuge der Corona-Pandemie erwiesen, dass Unternehmen mit höheren ESG-Scores geringere Gewinneinbußen verzeichneten als Firmen mit schwächeren Nachhaltigkeits-Bewertungen.“

Katherine Davidson, Portfoliomanagerin International & Global Equities bei Schroders, fügte hinzu, dass für professionelle Investoren bei der Titelauswahl die Dauerhaftigkeit des Geschäftsmodells immer wichtiger werde: „Wichtig ist der langfristige Ausblick eines Unternehmens, und dass alle Stake-Holder berücksichtigt werden. Also nicht nur die Aktionäre sondern auch Mitarbeiter und Konsumenten. Wir sehen Nachhaltigkeit als Quelle von Alpha.“

Die „Klassenbesten“

Allerdings, wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus? Der Börsen-Kurier wollte wissen, wie mit Unternehmen umgegangen werden soll, die als „ESG-Sünder“ gelten, aber dennoch einen unverzichtbaren Beitrag für die Wirtschaft leisten, wie z. B. Öl-Konzerne. Davidson darauf: „Bei Öl- und Energieunternehmen ist die Antwort relativ einfach: Erdöl ist heute noch notwendig, in Zukunft werde es das aber nicht mehr sein. Für Investoren erfolgt die Konzentration auf jene Titel, die die glaubwürdigsten Zukunftspläne für ihre Energie-Transformation vorweisen können.“ Schwieriger wird die Sache laut der Expertin etwa bei Minengesellschaften. Sie weisen nicht die beste Öko-Bilanz auf, sind aber möglichweise für die Beschaffung der Rohstoffe für Elektro-Autos unverzichtbar. „Deshalb wird genau herausgearbeitet, welche Rolle ein Unternehmen innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette spielt. Diese Funktion muss in Verhältnis zum durch den Konzern verursachten Schaden gesetzt werden. Wir versuchen die besten Titel in ihrem Bereich herauszufiltern“, so Davidson.

Positives Beispiel

Im Kontrast zu solch schwieriger Abwägung hatte die Expertin dann noch ein Beispiel für einen ESG-Paradetitel parat: Spirax Sarco (ISIN: GB00BWFGQN14), Spezialist in der industriellen Dampftechnologie. Davidson lobte unter anderem, dass das Unternehmen extremen Wert auf die Ausbildung seiner Mitarbeiter legt, mit Trainings, Prüfungen etc. könne man von einer „Inhouse-Universität“ sprechen. Eine Investition in hochqualifizierte Angestellte, die übrigens nicht auf Kosten der Aktionäre geht: Spirax Sarco zahlt seit Jahrzehnten eine konstante Dividende, auch in Zeiten, wenn andere Aktiengesellschaften Ausschüttungen kürzen.

 

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