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Keine Sorgen, trotz steigender Verschuldung

Christian Sec. | Börsen-Kurier

Hohe Lagerbestände erhöhen den Leverage-Grad vieler Unternehmen.

Während weltweit die Nettoverschuldung im Jahr 2021/22 nur geringfügig zurückging, lief es laut „Janus Henderson Corporate Debt Index“für die österreichischen Unternehmen zumindest bis Juni viel besser. Demgemäß sank die Schuldenlast bis Juni 2022 im Vergleich zu einem Jahr zuvor gar um 17 %. Grund dafür waren die Rekordgewinne der Unternehmen, die zu einem erheblichen Anstieg der Cashflows geführt haben, die wiederum neben Investitionen auch für den Schuldendienst verwendet wurden. Klare Gewinner sind vor allem die Öl- und Gasunternehmen, die weltweit gesehen ihre Schulden bis Juni um ein Sechstel reduzieren konnten. Österreich ist da keine Ausnahme. Die OMV konnte in den ersten drei Quartalen ihre Nettoverschuldung (exklusive Leasing) gegenüber dem Vorjahr um gleich 81 % von 6,2 auf 1,1 Mrd. EUR senken. Damit sank auch der Leverage-Grad des Konzerns von 25 auf 9 %. 

Hohe Lagerbestände

Andere Industriezweige erleben derzeit jedoch gerade einen Anstieg des Net-Gearings. Dies hat auch mit den Unsicherheiten auf den internationalen Liefermärkten zu tun, die die Unternehmen gezwungen hat, höhere Sicherheitsbestände aufzubauen. 

Zwar konnte der Stahlkonzern voestalpine seine Nettofinanzverschuldung gegenüber dem Vorquartal leicht senken, gegenüber dem Bilanzstichtag hingegen erhöhte sich die Nettofinanzverschuldung jedoch um 7,6 %. „Der Zuwachs ist dem markanten Aufbau des Working Capitals im 1. Halbjahr 2022/23 geschuldet, der wiederum vorrangig auf das gestiegene Preisniveau bei Rohstoffen, Energien und sonstigen Vormaterialien zurückzuführen ist“, wie es im Geschäftsbericht heißt. 

Beim Holzfaserhersteller Lenzing stieg die Nettoverschuldung im Vergleich zum Vorjahr um 66 %. Das Net-Gearing des oberösterreichischen Unternehmens stieg daher auf rund 75 %. Auch bei Lenzing hat man mit dem Anstieg des Umlaufvermögens zu kämpfen, insbesondere dem Vorrätevermögen, infolge gestiegener Herstellungskosten. Den Großteil des Anstiegs der Verschuldung begründet man bei Lenzing jedoch mit den umfangreichen Investitionszyklen in die neuen Standorte in Brasilien und Thailand mit rund 2 Mrd. EUR. Dabei sollte sich die Kennzahl Nettoverschuldung zu Ebitda wieder verbessern, sobald diese Standorte vollständig in das Ergebnis einfließen, erklärt das Unternehmen.

Stabile Fremdkapitalstruktur

Ähnlich wie die voestalpine konnte der Aluminiumhersteller Amag seine Nettofinanzverschuldung im dritten Quartal durch einen positiven Cashflow deutlich reduzieren, jedoch hat sich die Verschuldung gegenüber Ende 2021 deutlich erhöht (+14 %). 

Auch beim Kartonhersteller Mayr-Melnhof stieg die Nettoverschuldung im 3. Quartal gegenüber dem Bilanzstichtag mit rund 46 % erheblich. Das Verhältnis Nettoverschuldung zu Ebitda liegt damit über dem vom Unternehmen ausgegebenen maximalen Zielwert von 2,5. Trotzdem laufe alles nach Plan, erklärt dazu Stephan Sweerts-Sporck, Investor-Relations-Chef von Mayr-Melnhof, gegenüber dem Börsen-Kurier. „Die Zielgröße bezieht sich auf Jahresbasis. Das Ebitda wird noch ein Quartal wachsen und die Netto-Verschuldung durch laufende Cash-Generierung sinken.“

Beim Ziegelhersteller Wienerberger stieg die Nettoverschuldung gegenüber dem Ende des Vorjahres nur geringfügig um 4 % an. Durch ein gutes Ergebnis in den ersten drei Quartalen konnte das Unternehmen sogar die Kennzahl Nettoverschuldung/Ebitda verbessern. Dabei ist auch die Fremdkapitalstruktur äußerst stabil, wie das Unternehmen bekanntgibt. Etwas mehr als drei Viertel der Bruttoverschuldung ist mit Zinsen von unter 3 % fixiert.

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