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Kapitalistische Mitarbeiter

Christian Sec | Börsen-Kurier

Aktienprogramme sollen die Attraktivität als Arbeitgeber verbessern.orderen neue Wege beim Supply-Chain-Management.

Studien zeigen viele positive Effekte von Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen. Da-runter zählen die Steigerung des Engagements der Kolleginnen und Kollegen und der individuellen sowie organisatorischen Performance und darüber hinaus wirken solche Initiativen fluktuationssenkend. Auch in vielen österreichischen Konzernen werden Mitarbeiterbeteiligungsprogramme geboten. Während jedoch variable Entlohnungssysteme, die am Unternehmensgewinn gekoppelt sind, häufig vorkommen, sind Mitarbeiterbeteiligungsprogramme am Kapital - sprich über Aktien - rarer gesät. 

Bawag und Erste sind beispielgebend

Die Bawag hat 2023 beschlossen, ein neues System von Mitarbeiter-Benefits zu implementieren, sowohl in Form von Aktien als auch in Form von tatsächlichen Gewinnbeteiligungen. „Es ist unser klares Ziel, ein Programm für Mitarbeiter-Benefits anzubieten, das allen Mitarbeitern des Bawag-Konzerns zugutekommt, die Mitarbeiterbeteiligung fördert und unsere Attraktivität als Arbeitgeber weiter steigert“, so das Institut auf Anfrage des Börsen-Kurier. Konkret sieht das neue Modell drei Elemente vor: Erstens die Auszahlung einer jährlichen Prämie. Diese beträgt 1 Euro je 1 Millionen Euro Nettogewinn der Bawag Group des vergangenen Geschäftsjahres. (2023 betrug der Nettogewinn des Bankkonzerns 683 Millionen Euro, Anm.) Das zweite Element ist das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm. Mitarbeiter „sparen“ jeweils 1 Aktie pro Monat Betriebszugehörigkeit an und erhalten die Summe der angesparten Aktien alle drei Jahre auf ihr Wertpapierdepot übertragen. Derzeit liegt der Kurs der Aktie bei beachtlichen 96 E. Und Drittens: In den Jahren, in denen keine Übertragung auf das Wertpapierdepots stattfindet, bietet das Unternehmen ein sogenanntes „Matching-Programm“ an: Mitarbeiter erhalten für drei selbst erworbene Aktien eine Aktie (Matching Share) gratis, wobei der Höchstbetrag an Matching Shares 3.000 Euro beträgt. Zusätzlich wurde im Jahr 2023 eine außergewöhnliche Aktienzuteilung vorgenommen. Dabei erhielten alle anspruchsberechtigten Mitarbeiter 24 Aktien - insgesamt 56.554 Stück.

Ein ähnliches Incentiv, wie das Matching-Programm bei der Bawag, gewährte die Erste Group ihren Mitarbeitern - laut dem letzten Geschäftsbericht - für das Jahr 2023. Dabei konnten alle Mitarbeiter freiwillig in Aktien der Erste Group investieren und erhielten dann je nach Höhe ihres Investments Gratis-Aktien. Die Anzahl der dabei gewährten Aktien betrug 509.947 Stück, was einen Aufwand von 16 Millionen Euro für das Unternehmen darstellte. Zusätzlich erhielten alle Mitarbeiter der Erste Group im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsprogramms die im Jahr 2023 mindestens sechs Monaten bei der Erste Group beschäftigt waren, Gratisaktien der Erste Group Bank AG im Gegenwert von 350 Euro netto.

Aktienbeteiligungsprogramme in der Industrie

Aber auch außerhalb der Finanzbranche gibt es Aktienvergütungsprogramme. Seit dem Jahr 2001 sind die Mitarbeiter der Voestalpine durch eigenen Aktienbesitz am Kapital des Konzerns beteiligt. Die Grundlage der Mitarbeiterbeteiligung bildet eine kollektivvertragliche Regelung aus dem Jahr 2000, bei der die Verwendung eines Teils der Lohn- und Gehaltserhöhung für den Aufbau einer Mitarbeiterbeteiligung vereinbart wurde. Am Ende des Geschäftsjahres 2023/24 waren bei der Voestalpine rund 26.550 Mitarbeiter mit 25,5 Millionen Aktien am Unternehmen beteiligt. Die Stimmrechte aus den Mitarbeiteraktien werden in der Voestalpine Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung gebündelt, womit diese sich als stabile Kernaktionärin (14,3 % des Grundkapitals) der Voestalpine AG darstellt.

Und last but not least: Beim Mineralölkonzern OMV wurden im vergangenen Geschäftsjahr zur Bedienung eines Aktienvergütungsprogramms knapp 60.000 Stück Aktien mit einem Wert von rund 2,3 Millionen Euro verwendet. 

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